Gejammer !

Klar ist, wir jammern nicht.

Höchstens darüber, dass ich seit Monaten keinen neuen Artikel geschrieben habe.

Stephan und ich haben andere jammern hören…………… genauer gesagt, es haben viele gejammert – viele kohlrabenschwarze Krähen, die uns täglich in unserem Osterurlaub morgens früh geweckt haben. Sie saßen auf den Nachbardächern oder in den vielen Pinienbäumen, die an der Westküste Australiens überall die Straßen von Perth säumen. Die Vögel treten selten allein auf, sie fliegen zwar nicht im Schwarm, aber sie sind keine Einzelgänger. Es sind immer zwei, drei Tiere beieinander. Der Gesang – also das Gejammer – klingt jedoch als wären sie gerade von ihrer Liebsten oder ihrem Liebsten fürchterlich enttäuscht oder gar verlassen worden. Drei, maximal vier Rufe ertönen nacheinander: Zwei oder drei sind recht laut und richten sich wohl direkt an einen anderen Vogel, der jeweils letzte Ruf klingt herzzerreißend und endet in einem leisen, mühsam hervorgebrachten Seufzer, der uns nur erahnen lässt, was hinter dieser großen Traurigkeit stecken mag. So sehr sie uns nach nur wenigen Tagen auf die Nerven gingen, so sehr bemitleideten wir sie, und sie wuchsen uns ans Herz.

Dieses Tier klang besonders jämmerlich....seine Heimatinsel "Rottest Island", welche Perth vorgelagert ist, schien es nicht besonders zu mögen.

Dieses Tier klang besonders jämmerlich….seine Heimatinsel „Rottest Island“, welche Perth vorgelagert ist, schien es nicht besonders zu mögen.

Insgesamt haben wir uns an jedem Vogeltier erfreut, dass dort durch die Lüfte segelt und voller Frohsinn trällert, nach Weggefährten ruft, den Schwarm zusammenhält und einfach aus purer Freude singt. Es waren natürlich die typisch australischen Geschöpfe, die es uns am meisten angetan haben: Pelikane, die eher durch ihre strikt eingehaltene Formation auffallen als durch Gesang, Kakadus und andere Papageien fliegen in großen, laut kreischenden Schwärmen umher, und befallen sie gemeinsam einen Baum, versteht man sein eigenes Wort nicht mehr, wenn man in der Nähe ist. Wir sahen auch Schwalben, die wir vor allem am frühen Abend in der Dämmerung wahrnahmen, wenn sie am Strand, kurz vor Sonnenuntergang, über uns hinwegsegelten; hier fehlte uns die Besonderheit, aber sie fielen uns natürlich auf, weil wir in Beijing kaum Vögel haben – schon gar keine Vielfalt.

Lovely and loving creatures !

Lovely and loving creatures !

Wir sind immer noch gern in Beijing, aber nach 5 Jahren Exotik, die uns natürlich weiterhin täglich begegnet, fehlen uns hier und da Dinge, die anderswo selbstverständlich sind und auch für uns zum normalen Leben dazu gehören, wie Vögel oder eben keine hupenden Autos. Es heißt noch lange nicht, dass wir des Lebens hier überdrüssig werden, denn wir haben noch längst nicht alles entdeckt. Aber auch gerade das ärgert mich manchmal sehr. Ich weiß, dass ich niemals sehr viel werde entdecken oder erfahren können, da mein Chinesisch einfach nicht gut genug ist dafür. Trotzdem liebe ich meine Chinesischstunden, die ich weiterhin regelmäßig nehme. Meine Lehrerin ist mein Fenster in die Welt Chinas, und durch sie verstehe ich ein bisschen besser, wie die Menschen ticken und was sie bewegt. Demnächst wollen wir uns mal privat treffen; darauf freue ich mich sehr. Ob ich noch meine 600 Zeichen lerne, um die Sprachprüfung 3 zu absolvieren, weiß ich aber einfach nicht.

Unsere Reise nach Perth war sehr erlebnisreich, und wir fühlten wir uns weniger als Touristen als echte Bewohner der Stadt. Wir wohnten privat und haben schnell den Lebensstil der Aussies angenommen, obwohl wir uns echt bemühen mussten, um mit den sportlichen Australiern mitzuhalten. Die sporteln nämlich schon morgens ab 5 Uhr; da ist es sogar noch dunkel: Sie fahren Rad im Pulk, rudern auf dem Fluss, fahren Kajak, machen Stand-up-Paddling, kiten, surfen, laufen oder besuchen ihre vielen Fitnessstudios, die rund um die Uhr geöffnet haben. Wir sind in unserer Radgruppe jedenfalls erstmal richtig hinterher gefahren….von wegen, wir sind fit….

Erste Radtour in die angrenzenden Bergketten. Im Hintergrund die (mini) Skyline von Perth.

Erste Radtour in die angrenzenden Bergketten. Im Hintergrund die (mini) Skyline von Perth.

Wir haben Perth per Rad erkundet, sind die Strände nach Norden und Süden abgefahren, haben südlichere Küstenstädte besucht, um nach Perth zurückzufahren, kennen die Flussmündung und nähere Peripherie rund um die Flussufer von Perth, wunderschön.

Lieblingsausblickspunkt am Swan River.

Lieblingsausblickspunkt am Swan River.

Wir haben Delfine auf dem Weg nach Rottnest Island gesehen und sind dort den zutraulichen Quokkas begegnet. Und sehr nette Australier haben es uns leicht gemacht, uns dort wohl zu fühlen: unser Gastgeber und unser Radprofi waren beide sehr fürsorglich. Australien hatte es uns wieder angetan……wie schon bei unserer ersten Reise 1998.

 

Radtour am Strand !

Radtour am Strand !

Seit unserem letzten Besuch in WA/Western Australia hat die Stadt sehr vom Erz- und Mineralienabbau profitiert. Nicht nur China lässt sich diese Bodenschätze liefern. So, wie sich bei uns Banken oder Versicherung Prunkbauten weithin sichtbar hinstellen, machen das in Perth die Minen- oder Ölfirmen. Ein Bauboom hat die Stadt erfasst; sie expandiert vor allem an den Küstenregionen im Norden und Süden der Stadt – denn nur dort ist es für Otto Normalverbraucher erschwinglich mit Blick auf das Meer zu wohnen, und wer möchte das denn nicht? Transferzeit in die Stadt muss dann einkalkuliert werden, aber gegen den Verkehr in Beijing läuft es auch in den Stoßzeiten……ist eben doch (noch) eine Kleinstadt, und Perth ist uns allein deswegen sehr sympathisch.

Mein Bruder hätte wohl gern die lebensgroße Statue von AC/DC-Sänger, Bon Scott, gesehen. Ihm hat seine Heimatstadt ein Denkmal gesetzt, und wir wurden in unserer kuriosen und sehr privaten Stadtrundfahrt per Rennrad daran vorbeigeführt. Wir überquerten sogar den „Highway to Hell“ – ganz ungefährlich, Gott sein Dank!

 

David führte uns ganz privat mit dem Rad durch Perth und Freo (Fremantle). ER sprach auch beim Radeln durchs Mikro, wir trugen jeweils einen Knopf im Ohr.

David führte uns ganz privat mit dem Rad durch Perth und Freo (Fremantle). ER sprach auch beim Radeln durchs Mikro, wir trugen jeweils einen Knopf im Ohr.

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Sänger von AC/DC, ein waschechter West-Australier!

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser letzter Ferientag stand sinnbildlich für den lifestyle dort: Wir waren einfach den ganzen Tag draußen. Dadurch dass wir unser privates Domizil schon vormittags räumen mussten, frönten wir einem Vergnügen, das sonst gar nicht so unser Stil ist – am Strand liegen. Aber wir haben es genossen, vom späten Frühstück bis zum Abendbrot, welches ein Picknick im King´s Park war, draußen zu sein. Ozean und der „Schwanenfluss“ haben uns in ihren Bann gezogen, sodass wir unbedingt wiederkommen möchten.

Unser Hausstrand "Cottesloe Beach"

Unser Hausstrand „Cottesloe Beach“, echt traumhaft !

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